Der ungleiche Häuserkampf



Zwei Stunden bevor er seine Wohnung endgültig verlieren wird, sitzt Ali Gülbol in der Küche und schält ein Frühstücksei. Die Wanduhr neben dem Schrank ist aus billigem Plastik, der Sekundenzeiger schleift.

Tsack, tsack, tsack. Sieben Uhr.
“Zu hart”, knurrt Ali Gülbol und legt das Ei halb gepellt auf den Teller.

Er läuft zum Fenster. Vom Hinterhaus, hier, aus der Wohnung seiner Eltern im vierten Stock, kann er eine Handvoll Polizisten im Garten stehen sehen. Von der anderen Seite kommen die Rufe der Demonstranten, es müssen Hunderte sein. Sehen kann er sie nicht.

Plötzlich ein lautes Knattern.

“Ist Krieg oder was?”, seine Frau Necmiye stürmt herein, reißt die Balkontür auf. In der Luft, vielleicht 200 Meter über den Gülbols, kreist ein Hubschrauber.