Bei aller Liebe



Am Ende der dritten Strophe fließen wieder die Tränen. Diesmal aber nicht aus Angst, sondern weil sie diese Worte und diese Töne so ergreifend findet. Schumann, Bach, Händel, Beethoven, diese Männer haben ihr Deutschlandbild geprägt. Ihretwegen ist sie nach Berlin gezogen, um klassischen Gesang an der Universität der Künste zu studieren. „Hier ist doch die Originalkultur der Opernmusik“, sagt Hyuneum Kim. Und es will partout nicht in ihr Bild von diesem Land passen, dass hier auch Menschen wohnen, die beim Vorbeigehen Schlitzaugen ziehen, Karatetritte antäuschen, „Ching Chang Chong“ rufen oder auch „Ni Hao“, das chinesische Hallo. China, Korea, Japan, da machen diese Leute keinen Unterschied. Neuerdings noch viel weniger. Alles ein Infektionsherd.